1930 wurde das Wieringermeer trockengelegt und ab 1934 wurde das Land genutzt. Die Ausgabe der Hektar Land erfolgte durch die Regierung. Die Wieringermeer-Direktion des Wieringermeer-Dienstes sorgte dafür, dass das Land über ein Pachtsystem an ausgewählte Landwirte verteilt wurde. Beispielsweise wurden 210 Hektar Land von der Jewish Labour Foundation gepachtet. Zwei alte Kasernen wurden auf den Boden gestellt und Werkdorp Nieuwesluis wurde geschaffen. 1933 kam Hitler in Deutschland offiziell an die Macht. Viele Juden wollten aus Angst vor Verfolgung aus Deutschland fliehen. Die Jewish Labour Foundation ist eine Initiative von George van den Bergh. Zweck der Stiftung war die Einrichtung eines Ausbildungslagers in den Niederlanden speziell für jüdische Jugendliche. Durch einen landwirtschaftlichen Kurs konnten sie mit einem sogenannten „Palästina-Zertifikat“ nach Palästina auswandern. Am 3. Oktober 1934 wurde das Jüdische Werkdorp eröffnet. Die ersten jüdischen Flüchtlinge machten sich an den Bau eines Gemeindehauses und einer Kaserne. Das Gemeindehaus wurde 1937 fertiggestellt. Das Gebäude enthielt einen Speisesaal für 250 Personen, eine Bibliothek, einen Lesesaal und eine kleine Synagoge. Das Obergeschoss diente als Lager, aber auch als Schießlehrraum und Schießstand. Rund um das Gemeindehaus befanden sich in Form eines Halbkreises sechzehn große Wohnbaracken. Landwirtschaftliche Ausbildung In der jüdischen Werkdorp wurden die Frauen meist für häusliche Aufgaben ausgebildet. Die männlichen Arbeitsdorfbewohner erhielten eine zweijährige Ausbildung zum Landwirt, Gärtner, Bauarbeiter oder Handwerker. Unter anderem wurden Blumenkohl, Spinat, Kartoffeln, Zuckerrüben und Ackerbohnen angebaut. Bei Werkdorp gab es etwa 25 Milchkühe, 60 Schafe, 8 Pferde und viele Hühner. Die Schülerinnen und Schüler erhielten Schulungen zum Umgang damit. Spielraum 1941 drängten lokale NSB-Führer auf die Schließung des Lagers. Am 20. März 1941 wurde das jüdische Werkdorf von dem berüchtigten Willy Lages vom Siecherheitsdienst evakuiert. 60 Personen durften zurückbleiben, um sich um das Vieh und die Ernte zu kümmern. Etwa 200 jüdische Arbeitsdorfbewohner wurden mit Bussen nach Amsterdam gebracht. Zur Erleichterung aller wurden sie hier wieder freigelassen. Alle wurden in Privathäusern untergebracht. Nach zwei Bombenanschlägen beschlossen die Deutschen im Juni 1941, als Vergeltung mehr als 250 junge jüdische Männer im jüdischen Viertel von Amsterdam zu verhaften und zu deportieren. Die Arbeitsdorfbewohner erhielten eine Nachricht, dass die Deutschen sie zu Hause abholen würden, um sie zurück zum Wieringermeer zu bringen. Zwischen 60 und 200 Männer fielen durch die List in deutsche Hände und wurden nach Mauthausen deportiert. Sie starben alle im KZ Mauthausen. Rolle der Namen Im Gemeindehaus hängt eine Namensliste. Diese Rolle wurde 40 Jahre nach der Evakuierung der Werkdorp übernommen. Die Namensliste repräsentiert die 197 Werkdorper, die im Zweiten Weltkrieg gefallen sind. 2021 wird das Namensdenkmal zur Erinnerung an die letzten Bewohner der Werkdorp fertiggestellt. Die Gedenksteine sind halbkreisförmig und beziehen sich auf die Wohnkaserne um das andere Denkmal. Das Denkmal auf einer Säule wurde 1989 enthüllt. Beschreibung Denkmal Das Gemeinschaftsgebäude wurde von den Architekten Bromberg und Klein entworfen. Das Gebäude besteht aus einem Stockwerk mit einem hohen Dachgeschoss. Das asymmetrische Gebäude besteht aus gelb-rotem Backstein. Die vordere Fassade hat einen Eingang mit einer Treppe. Diese trennt den westlichen Anbau (linke Seite) vom Gemeindeteil (rechte Seite). Die Innenausstattung ist weitgehend im Originalzustand erhalten, insbesondere die Spülen in Rot-Weiß und Schwarz-Weiß-Fliesen in der Küche. Das Judentum verwendet eine koschere Küche mit zwei historischen Waschbecken. Das Gemeindegebäude hat den Status eines Nationaldenkmals und das Gelände in Form eines Halbmonds ist ebenfalls als Nationaldenkmal geschützt. Bewertung Das Gemeindehaus ist wegen seines kultur- und architekturgeschichtlichen Wertes als funktionsgeschichtlicher Hauptteil des jüdischen Werkdorp Nieuwesluis-Komplexes von allgemeinem Interesse. Quellen – Denkmalregister über www.monumentenregister.cultureelerfgoed.nl – Werkdorp Wieringermeer über www.werkdorpwieringermeer.nl – Jüdisches Werkdorp Wieringermeer über www.joodswerkdorp.nl – Stiftung Joods Werkdorp über www.joodswerkdorpwieringermeer.nl – Gedenkzentrum Lager Westerbork über www.westerborkportraitten.nl/brons/het-joodse-werkdorp – Kriegsquellen über www.warsbrons.nl
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